23. September 2021

„Ich rege mich nicht auf.“

Auf den sozialen Medien habe ich eine "Challenge of the Week" lanciert. Ich habe dazu aufgerufen sich 7 Tage nicht aufzuregen.
Was geschieht wenn ich mir das aktiv vornehmen?
Worüber rege ich mich auf?
Wie oft rege ich mich überhaupt auf?
Hier der Erlebnisbericht und die Feedbacks von anderen die daran teilgenommen haben.

Auto fahren ist die Tätigkeit bei der ich mich am meisten aufrege. So war es grad gut, dass ich am ersten Tag der Challenge eine ordentliche Strecke fahren musste. Mit meinem neuen Mantra „Ich rege mich nicht auf.“ Spannend war, dass mir sofort bewusst wurde, wann ich mich aufregen würde und erschreckend, wie viele Male das wäre. Da ich mich aktiv an meine Mantra hielt, wirkte sich das so aus, dass ich ALLEN den Vortritt gab, ob sie den nun hatten oder nicht, mich extrem an die Geschwindigkeitsregeln hielt und immer mehr Spass hatte.

Angst ist bei mir und vielen anderen ein Auslöser. Ich hatte drei Auffahrunfälle. Jedes Mal wenn ein Autofahrer mir zu Nahe auffährt, löst das innerlich Panik aus und äusserlich eine unglaubliche Wut. Ich wäre dann schmapar gerne Batman inklusive Batmobil.

Wenn ich mich darauf konzentriere mich nicht aufzuregen, macht sich sofort eine Gelassenheit breit. Und entweder fuhr ich dann noch langsamer, damit ich den anderen ausbremste oder ich fuhr kurz zur Seite, damit der Stürmi mich überholen konnte.

Die erste Herausforderung hatte ich also gut überstanden. Und so wurde die Woche immer lustiger. Denn wenn ich mich nicht aufrege, sondern den anderen den Vortritt lasse, kurz warte, sie anlächle oder zu quatschen beginne, dann ist das Leben echt entspannt.

Interessanterweise löste mein Mantra auch aus, dass ich gewisse Leute nicht traf oder nicht deren Nähe suchte. Auch das fühlte sich sehr gut an. Denn ich bin manchmal nicht so gut darin zu realisieren, dass jemand an meiner Energie zapft. Wohl erst, wenn ich weniger Energie mehr habe und mich dann aufrege.

Einige Mitstreiterinnen berichteten davon, dass es nicht so gut laufe, dass sie sich aber auch nicht nicht aufregen wollen. Denn es gäbe Dinge über die man sich aufregen müsse. So quasi durch das Aufregen spüre ich mich besser.

Jemand meinte, dass ihr das „nicht aufregen“ im Alltag und im Berufsleben sehr gut gelingt. Wenn es aber persönlich werde und ihr zu Nahe gehe, dann rege sie sich auf. Vielleicht geht es da auch um das Thema Angst?

Ich hatte einen Tag – Vollmond – da jagte ein Telefonanruf den anderen. Ich liess mich hetzen, kam aus dem Tritt und war kurz davor mich aufzuregen.

Nun am letzten Tag der Challenge habe ich mich so richtig aufgeregt. Da ich am morgigen Tag wenig Zeit habe, wollte ich etwas für morgen schon vorbereiten. Leider stiess ich auf einen Arbeitsplatz an dem der Abfall rumlag, ich Möbel zurückschieben musste und Dinge, die ich schon beschafft hatte nicht mehr auffindbar waren. Läck hat es mich verjagt. Ich weiss immer noch nicht wie ich dieses Erlebnis deuten soll. Vielleicht sind grad einige Komponenten drin. Sicher, dass ich meine Job gut machen wollte und unter Zeitdruck stand. Dann aber auch eine grosse Wut und Traurigkeit über das unachtsame Verhalten von anderen. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich diese Tätigkeit nicht mehr machen möchte und mich die Situation daran bestätigt. Ich werde mir das noch genauer überlegen.

Wir haben also folgende Aufreg-Kriterien in dieser Woche gefunden:

  • Dinge, die nicht zu ändern sind, wie Rotlichter, Dummheit, Versehen von anderen
  • Stress, aus dem eigenen Rhytmus kommen
  • Angst, wenn etwas zu Nahe kommt, wenn ein Erlebnis triggert
  • Menschen, die Energie absaugen und  nicht gut tun
  • Dinge, die ich tue, obwohl ich sie nicht tun möchte

Nun ich bleibe dran. Denn die Auseinandersetzung tut mir gut. Sie lässt mich noch achtsamser mit mir selber sein. Ausserdem schenkt sie mir mehr Zeit und Ruhe. Und! Sie schenkt mir so viel lustigere Lebenszeit. Was habe ich gelacht in dieser Woche!

Und ja, manchmal tut es auch gut so richtig eine Runde sich aufzuregen, wie ein Wald voll Affen auszurufen, rumzubrüllen. Aber dann ist auch wieder gut.

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