16. September 2018

to-do-Listen und zauberhafte Dinge

Ich liebe to-do-Listen. Ich führe solche für den Tag, die Woche, für die nächsten Monate. Sie geben mir Sicherheit, Überblick, gutes Gefühl und Motivation. Wenn letztere ausbleibt, bin ich Weltmeisterin im to-do-Listen führen.

Dann liste ich ganz viele alltägliche Dinge wie: Zähne putzen, frühstücken, einkaufen, duschen und und und auf. Dinge, die ich mit ziemlicher Sicherheit an diesem Tag tun werde. Denn das Schönste an to-do-Listen ist, dass man abhaken kann.

An schlechten Tagen gibt einem das Abhaken das Gefühl doch einiges geleistet zu haben, auch wenn es der Einkauf oder die Dusche war. Steuererklärungen, die Buchhaltung, unangenehme Telefonate oder Nachrichten lassen sich sehr gut mit to-do-Listen planen und – abhaken. to-do-Listen habe ich nicht nur für die Dinge die erledigt werden müssen, sondern vorallem für Dinge, die ich unbedingt erleben möchte.

Ich führe solche für mein Business. So habe ich meine Vision klar vor Augen und kann mich von ihr führen lassen. Die wichtigste to-do-Liste ist meine was-ich-im-Leben-erleben-möchte-Liste. Es gibt Träume oder Wünsche von denen man einfach gerne träumt. Und dann gibt es die Dinge, die ich in meinem Leben noch tun möchte. Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass es oft kleine Dinge oder Momente sind. Sie riechen oder klingen. Sie sind kostbar und zauberhaft. Es sind diese, die man in einem Erdbeermarmeladenglas aufbewahren kann. Und dieses kann man jederzeit öffnen, dran schnuppern und den Moment nochmals fühlen und erleben.

Es gibt eine Live-Aufnahme eines Konzertes von Vanessa Mata in einer brasilianischen Kleinstadt. Ich fand dieses Konzert so bezaubernd und schrieb auf meine to-do-Liste: „Konzertzauber wie bei Vanessa Mata erleben“. Diesen Sommer besuchte ich Tavira, eine kleine Küstenstadt an der portugiesischen Algarve. Die Stadt liegt am Fluss Gilão, der über Mündungen und Lagunen im Naturpark Ria Formosa ins Meer fließt. Die Ponte Romana verbindet die beiden Stadtteile, welche geprägt sind von wunderschöne römischen und maurischen Bauwerken. Das Städtchen glänzt in seinem weiss und in den Farben seiner unzähligen Mosaiken. Als wir an diesem Sommerabend über die Brücke schlenderten, konnten wir den Blutmond am Himmel und im Wasser bewundern. Auf der anderen Seite kamen wir zum Hauptplatz. Auf diesem war eine Bühne aufgebaut und unzählige Stadtbewohner kamen aus ihren Häusern und setzten sich schwatzend auf die Tribüne. Es kamen die alten Männer, die alten Frauen, es kamen die Kinder, Menschen in Rollstühlen oder mit Krücken wurden begleitet, es kamen die schwatzenden Frauen und die rauchenden Männer, es kamen Portugiesen und viele Menschen aus der ehemaligen Kolonie der Cap Verden. Ich war völlig ergriffen von der wunderbaren Stimmung, der Wärme des Sommerabends, dem Weiss der Häuser und dem Lachen und Hallo-sagen und umarmen der Dorfbewohner. Die Polizisten kamen, die Handwerker, die Feuerwehr und der Bürgermeister. Und dann ging auf der Bühne plötzlich das Licht an und die ersten Capverdischen Klänge ertönten. Und dann kam sie – nicht Vanessa Mata – sondern Nancy Vieira. Und sie bezauberte vom ersten Klang ihrer Stimme den ganzen Platz, jung und alt und vorallem mich. Und ich dachte: so habe ich mir das Konzert von Vanessa Mata vorgestellt. Und nun erlebte ich dies hier und es war der perfekte Moment. Ein Moment, der das Erdbeerkonfitürenglas ausfüllt.

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