19. Januar 2020

Wovor hast du Angst?

Hast du Angst grossartig zu sein? Willst du die Kontrolle nicht verlieren? Vielleicht hast du Angst einsam zu sein oder nicht geliebt zu werden?
Eine Einladung sich auf die Angst einzulassen.

Ein Freund schilderte mir mal eine Situation beim Surfen. Plötzlich überkam ihn eine Panik. Eine Angst wie er sie noch nie zuvor beim Surfen gespürt hat. Und in diesem beunruhigenden Moment stellte er sich die Frage: „Wovor hast du Angst?“ Alleine diese Frage ermöglichte ihm durchzuatmen und aus einer brenzligen Situation zu kommen.

Seine Schilderung hinterliess grossen Eindruck auf mich. Und ich begann mich in Situationen die mir unangenehm sind zu fragen: „Wovor hast du Angst?“ Die Frage gibt mir die Möglichkeit dem auf die Spur zu kommen um was es wirklich geht. Denn die Angst ist es, die mich hindert. Sie nimmt mir ganz viel Energie. Die Angst lähmt mich. Sie macht mich unbeweglich. Die Angst vor der Angst hindert mich daran meine Träume zu leben.

Unangenehm bei der Frage „Wovor hast du Angst?“ ist, dass ich ehrlich zu mir sein muss. Denn vielleicht schäme ich mich oder ertappe mich dabei in alte Muster zu fallen oder das Opfer zu sein. Wenn ich mich mit der Frage auseinander setze, dann höre ich mir zu. Ich bin bereit die Kontrolle abzugeben oder etwas einfach loszulassen.

In meinen Coachings gebe ich meinen Klienten ein Bild von der Angst. „Stell dir vor du gehst auf einem engen Waldweg. Links und rechts von dir ist dorniges Gestrüpp. Plötzlich siehst du weit vor dir einen schwarzen Hengst mit einem Ritter in einer Rüstung, der auf dich zu galoppiert. Er reitet immer schneller und du kannst weder nach links, noch nach rechts ausweichen. Was macht das mit dir?“ Klient: „Es lähmt mich. Ich kann nicht mehr atmen. Mein Herz rast. Ich kann mich nicht bewegen. Es entzieht mir alle Energie.“ – „Genau, so fühlt sich Angst an. Mehr Zustand denn Emotion. Nun weiter zu unserem Reiter. In vollem Galopp rast er auf dich zu. Ein paar Zentimeter vor dir bringt er den Hengst abrupt zum Stehen, öffnet seinen Helm, steigt vom Pferd und sagt: Hallo! Ich bin dein Freund die Angst. Ich habe dir wichtiges mitzuteilen!“ Meine Klienten sehen mich dann oft erstaunt an.

Jemand der grosse Angst hat sich zu wehren, Nein zu sagen, sich eine andere Arbeit zu suchen, sich von jemanden zu trennen, nicht mehr immer für alle zur Verfügung zu stehen oder vor vielem anderen, der ist in diesem Moment körperlich und mental in einer ähnlichen Verfassung, wie auf dem Waldweg auf dem ein Ritter auf dich zugaloppiert.

Und ich frage:“Was wär denn das Allerschlimmste was passieren könnte?“ Bei Ängsten könnte man ja meinen, dass die Antwort kommt, ich könnte sterben oder meine Frau würde mich verlassen. Interessanterweise bekam ich diese Antwort in keinem meiner unzähligen Coachings. Es ist viel mehr die Angst davor grossartig zu sein, mir zu schauen und mir einen Wert zu geben. Es ist die Angst, dass wenn ich etwas unterlassen würde oder aufhören zu kontrollieren, die anderen mich nicht mehr brauchen oder mich nicht mehr lieben. Und eben ist es schlussendlich die Angst vor der Angst, die mich daran hindert meine Träume zu leben. Unser neue Freund der Ritter könnte uns nun einen Rat geben wie: Lass dich fallen, sei grossartig, liebe dich, trage dir Sorge und lebe deinen Traum.

Ich lade dich dazu ein dich immer wieder mal zu fragen: „Wovor hast du Angst?“ Und ich versichere dir, sich nur schon diese Frage zu stellen, wird dir etwas von deiner Angst nehmen.

Meine wunderbaren Klienten, die den Ritter in ihren Freundeskreis aufgenommen haben, tuen so verrückte Dinge wie Detektiv werden, einen Laden eröffnen, mit 40 eine Lehre oder Ausbildung zu beginnen, endlich Chef sein, Trekking im Himalaya und vieles mehr.

Abschliessen möchte ich mit dem wunderbaren Text von Marianne Williamson aus ihrem Buch „Rückkehr zur Liebe“

„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich, unsere tiefste Angst ist, dass wir über die Massen machtvoll sind.

Es ist unser Licht, vor dem wir am meisten erschrecken, nicht unsere Dunkelheit.

Wir fragen uns: Wer bin ich, dass ich so brillant, großartig, talentiert, fabelhaft sein sollte?

Aber wer bist du denn, dass du es nicht sein solltest?

Du bist ein Kind Gottes. Dich klein zu halten, dient der Welt nicht.

Dich klein zu halten, damit die anderen um dich herum sich nicht unsicher fühlen: das hat nichts mit Erleuchtung zu tun.

Wir sind dazu bestimmt, zu leuchten wie Kinder.

Wir sind geboren, um die Grösse Gottes, der in uns lebt, zu verwirklichen.

Und diese Grösse ist nicht nur in ei­ni­gen von uns, sie ist in jedem Menschen.

Und wenn wir unser Licht leuchten lassen, dann geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, das selbe zu tun.

Wenn wir selbst von Angst frei sind, dann sind die anderen durch unser Dasein auch frei.“

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