Meine Freundin Babette erzählte mir begeistert von ihrem besten platonischen Freund. Er sei so toll und geistreich und sie bewundere seine Einstellung zur Arbeit und sein Organisationstalent. Der Herr ist CEO einer internationalen, sagen wir mal Firma. Und letzthin sei er – trotz seiner kostbaren Zeit – extra für ein Meeting angereist. Ich möchte hier noch erwähnen, dass Babette, die eigentlich ganz anders heisst, Professorin an einer der renommiertesten europäischen Universitäten ist.

Ihr Arbeitskollege drängte sich vor, ohne sich mit ihr abzusprechen. Er wollte den Herrn CEO abholen und mit ihm eine eigene Vorsitzung veranstalten. Doch unglaublicherweise meinte der CEO kurzangebunden, er habe schon mit Babette eine Verabredung. Babette wusste von dieser gar nichts. Und! Stelle sich einer vor, der CEO stand um 5 Uhr auf, damit er nicht eine Stunde, sondern zwei Stunden vorher auftauchen konnte, so wichtig war ihm das Treffen mit Babette.

Meine liebe Babette, die sich gewohnt ist vor grossem Publikum zu sprechen und internationale Auftritte hat, freute sich wie ein Teenie darüber, dass der CEO sich so viel Zeit nahm und was er über sie sagte. Sie sei inspirierend. Wenn sie einen Raum betrete dann wirke sie. Sie sei offen für neue Ideen und er wisse woran er bei ihr sei.

Während Babette mir dies erzählte, meinte sie wie unglaublich dies sei, dass dieser Crack ihr so viel Zeit widme.

Als ich nach einer Stunde des Zuhörens endlich zu Wort kam, meinte ich nur: „Weisst du Babette, du hast so viel geschaffen, so viel erreicht. Und du bist dir seit Jahren gewohnt, dass man dir Knüppel in den Weg wirft, dich auslässt oder hintergeht. Du bist so daran gewohnt, dass du für alles kämpfen musst, dass du nicht wertgeschätzt wirst, sondern egal wie gut du es machst immer noch mal einen aufs Dach bekommst.

Dieser Mann wertschätzt dich. Er respektiert dich im höchsten Masse wie du deine Arbeit tust und er liebt es mit dir neue Projekte zu entwickeln. Eigentlich so, wie du es verdient hast.“

Babette war für einen kurzen Moment still. Und meinte dann:“Du hast recht! Dies ist der wertvolle Umgang, den ich mir seit Jahren bei meiner Arbeit wünsche.“

Ich arbeite in einer Männerbranche. Ich liebe meine Arbeit. Ich schaffe, leiste, entwickle. Und ich kenne diese Kommentare: Jetzt bist du aber schön forsch! Hui jetzt müssen wir aber aufpassen! Übertreibst du nicht? Ist es wirklich nötig, dass du dich so einsetzt, könntest du dich nicht mal zurücknehmen?

Und dann war ich mit einem Arbeitskollegen an einem Meeting. Der andere Teilnehmer ignorierte mich, sah mich nicht an und unterbrach mich, wenn ich etwas sagte. Bis zu dem Punkt an dem mein Arbeitskollege sagte: „Bei allem was wir hier besprechen ist Jeanine Ihre Ansprechperson. Sie ist die Fachfrau und verfügt über Jahrelange Erfahrung. Alle Informationen betreffend diesem Projekt gehen direkt an sie. Ich bin mir gewohnt, dass sie mich überaus professionell informiert und kann mich 100 Prozent auf sie verlassen.“

Läck jetzt schluckte der andere. Und ich auch. Dieser Kollege gab mir Wertschätzung zu allen Punkten, die mir in meiner Arbeit wichtig sind. Eigentlich etwas völlige „Normales“. Immer noch viel zu selten. Ich bin dankbar.

Ich weiss wie sich Babette fühlt. Nach Jahren sich behaupten solche Worte zu hören ist wunderbar.

Beides sind Männer, die mit sich selber zufrieden sind. Sie wollen die Besten um sich haben, damit sie ihre Ziele erreichen.

Und in dem sie einen wertvollen Umgang pflegen, bekommen sie garantiert das Beste.