1. April 2020

Lagerkoller

Es gibt Stunden und Tage in dieser "Stayhome"-Zeit, da hab ich den Lagerkoller.
Da fällt mir der Himmel auf den Kopf.
Ich bringe nichts zustande und finde das auch noch ganz schlimm.
Hier habe ich eine Erste-Hilfe-Liste erstellt:

– duschen: mit dem Wasser allen Frust, Ärger oder Sorgen abwaschen, spül das Zeug den Abfluss runter
– lesen: wunderbares Anti-Depressiva. Durch das Hin- und Herbewegen der Augen, werden die Hemisphären (Gehirn) aktiviert. Ausserdem kann man in wunderbare Geschichten eintauchen.
– nur mit Menschen telefonieren, die einem im Moment gut tun. Unbedingt Opfer, Schönredner und Sorgenmacher vermeiden. Ideal sind andere Lagerkoller-Gspändli. Mit denen kann ein sarkastischer und durchaus lustiger Austausch stattfinden. Mein Liebling: „Sollen wir ins Wasser gehen?“
– aufräumen; wobei, was ich schon aufgeräumt habe… Oder besser was ich schon die Dinge von einem Ort zum anderen geräumt habe. Zeitungspapier bündeln, Dinge entsorgen, Kleider, die ich eh nie anziehe endlich in den Caritas-Container bringen. Und eben, anstatt die Dinge von einem Platz zum anderen räumen, Kübelsack her und weg mit dem Mist.
– atmen. Durchatmen, ausatmen, Atemübungen machen, aber vorallem ausatmen. Pass auf, dass du nicht umkippst.
– schreien: Also manchmal kann ich atmen wie ich will und meditieren auch. Manchmal staut sich in mir drin etwas an, das wie Lava aus einem Vulkan raus muss. Dann ist schreien super. Bitte schrei nicht deine Liebsten an. Ausser es sind Widder, die kannst du anschreien, die schreien unbeeindruckt zurück.
– zu jemandem sagen: „Sag jetzt bitte: Schanin du bist die Ärmste der Welt“ und die Person beginnt schallend zu lachen. Top!
– Disco: Kopfhörer auf, Musik an. Du kannst wählen, ob du der DJ, die Dancing Queen oder der geile Gitarrist bist. Scheissegal. Hauptsache die Emotionenn können fliessen. Meine Top 10: „Bailo la Pena“ von Macaco, „Contatinho“ von Leo Santana, „Ain’t got no“ Remix von Nina Simone, „Lip up Fatty“ von Bad Manners, „I want you to want me“ von Letters to Cleo, „From your Girl“ von The Muffs, „Soledad“ von Mano Negra, „Everthing about you“ von Ugly Kid Joe, „Borstal Breakout“ von Sham 69 und „Epic“ von Faith No More.
– kochen: Tauch ein in Düfte und Gewürze, gib dich diesem sinnlichen Erlebnis hin endlich mal Zeit für feines Geköche zu haben.
– Körperliche Betätigung: bewege dich. Mach irgendwas. Spazieren, Fitnessprogramm, Yoga und wenn du zu den Glücklichen gehört, habe ganz viel Sex.

Wenn das alles nichts nützt, fang von vorne wieder an. Oder schreib dir deinen Lagerkoller von der Seele. Du bist nicht allein. Ich bin bei dir und ein paar tausende andere auch.

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